FROZEN

 

Das Verhältnis von Mensch und Natur war schon immer auch zentrale Frage der Kunst in unterschiedlichen Epochen. Kunst und Natur haben dabei schon immer einen Weg gefunden, sich gegenseitig zu beeinflussen, ob ländlich und historisch für die Klassizisten, grandios und wild für die Romantiker oder sensibel und poetisch für die Impressionisten. Doch erst viel später wurde sich der Künstler der Zerbrechlichkeit der Umwelt bewusst. Die Kunst wurde dann zum bevorzugten Medium, um dies auszudrücken. Die Natur wird über den reinen Ästhetizismus hinaus dargestellt, denn Kunst und Natur stehen im Mittelpunkt dieses gesellschaftlichen Wahrnehmungsprozesses.

 

Sie wirken verletzlich und filigran. Fast durchsichtig, doch nicht transparent. Beim genauen Hinschauen allerdings vergänglich, denn sie lösen sich auf. Sie tauen und tropfen, je wärmer die Umgebungstemperatur ist. Die ca. DIN A 4 großen Elemente sind kleine Kunstwerke aus Eis, die wie zufällige Fundstücke oder Übrigbleibsel einer anderen, eher vergangenen, Welt erscheinen. Sie entstehen am Ort ihrer Präsentation, wenige Tage vor der öffentlichen Sichtbarmachung.

 

Und da hängen sie nun zufällig an Bäumen, an Parkbänken oder an Geländern im Hotel-Restaurant Hinterding in Lengerich/Westf. Liebevoll mit natürlichen und menschlichen Fundstücken befüllt – einige tragen Wildblumensamen in sich, die mit dem tropfenden Wasser zufällig verteilt werden. Sie erinnern an die ästhetische Form der Stillleben.

 

 Mit dem Aufhängen beginnt allerdings sofort der Verfall. Ein Veränderungsprozess, der nicht aufzuhalten ist. Am Ende bleibt neben dem Naturseil, mit dem die gefrorenen Objekte aufgehängt wurden, nur noch die aufgetauten Fundstücke, die vorher Teil der Bildgestaltung waren. Alle Objekte werden zusätzlich vor unterschiedlichen Kulissen und Hintergründen fotografiert, um das Sehen und  Empfinden bezogen auf künstlerische Prozesse und Positionen zusätzlich zu stärken. Die Hintergründe fungieren wie ein Passepartout oder Rahmen bei einem Gemälde.  Sie stärken und höhen das eigentliche Bild. Das wird allerdings erst bei der fotografischen Dokumentation bewußt, wenn der Ausschnitt der Kamera durch den Fotografen endgültig festgelegt wird. Gäste können sich später noch einmal an den prozesshaften Charakter der kreativen Aktion, an der sie beteiligt waren, bildhaft erinnern.

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© Andreas Petzold #KUNSTEINS 2024