MITTELBRÜCKE 4.0
WYK AUF FÖHR
Der Augenblick an sich!
Juni 2025
Der Augenblick auf der neuen Mittelbrücke.
Es ist eine Mischung aus Freunde und Erhabenheit, ganz allein in der Nacht auf der neuen Mittelbrücke zu stehen. Einem Objekt der Begierde, das Kritiker im Vorfeld des Abrisses und des beginnenden Neubaus auch als Monster bezeichneten und jegliche Veränderung insularer Wahrnehmung als Sakrileg bezeichneten. Nun stehe ich ganz allein auf diesem Bauwerk und bin eingenommen, begeistert und irritiert zugleich. Ich hatte die Eröffnungsfeier mit seinen vielen staunenden Gesichtern gesehen, hinter oder vor denen man die neue Brücke damals kaum sehen konnte. Staunende Kinderaugen, um in das Abenteuer "Maul" des Fisches zu kommen, ohne in die Nordsee abzurutschen.
Und jetzt, ganz allein. Nur der scharfe Ostwind und die aufgepeitschte Flut verstärkten den Augenblick. Die Fotografie ist jetzt die einzige Möglichkeit, die Szene für die Nachwelt einzufangen. Wie hätte die Situation auf van Gogh, Paul Cézanne, Édouard Manet und William Turner gewirkt, die mit Leinwand, Staffelei und Farbpalette die Szene „pleinair“ hätten einfangen wollen? Die Antwort bleibt hier offen. Aber die Impressionen, die eine ganze Kunstepoche (Impressionismus) freigesetzt haben, bleiben. Der Augenblick als sinnliches Erlebnis.
Oktober 2024
Der Augenblick in der Kunst.
Vorher und nachher!
Die Erfindung der Fotografie ist jedenfalls für viele Bereiche der visuellen Kommunikation zu einer wichtigen Komponente in der Kunst geworden. Mitte des 19. Jahrhunderts gewann sie entscheidend an gesellschaftskritischem Einfluss, was auch an Künstlerinnen und Künstlern nicht spurlos vorbeiging. Es waren die ersten fotografischen Experimenten von Daguerre, die Einfluss auf die Gestaltungsprozesse in der Malerei nahmen, um erstmals Momente und Augenblicke der Zeit festzuhalten.
Die Vorstellung, dass die Malerei die Welt abbilden könne, wurde damals bereits durch viele Künstler/Innen in Frage gestellt. Fotografien und später der Film, konnten die Realität viel überzeugender darstellen als eine bemalte Leinwand. Als Reaktion auf diese Herausforderung entwickelten Künstlerinnen und Künstler neue Stile und Perspektiven. Der Dialog über erweiterte digitale Techniken und KI ist dabei aktuell in vollem Gange. Ich beschreibe das als kritische Reflexion der eigenen Technik, wenn ich meine Fotografien verarbeite und sie als Vorlage für neue Bildsujets benutze, um fotorealistisch oder abstrakt sorgfältig kontrollierte neue Bildaussagen zu ermöglichen.
Die alte und neue Brücke schaffen im Dialog Platz für eigene Interpretationen. Zum Überprüfen des Augenblicks schlage ich deshalb nachts, bei Mond- und Sternenschein mit einer kräftigen Prise Ostwind vor. Dann wird die Brücke vom angekündigten Monster zum ästhetischen Wahrzeichen von Föhr mit Wow-Effekt!
Und der Kontrast zu den Fotos der letzten Jahre/Jahrzehnte zwischen Alt, Abriss, Neubau und Fertigstellung könnte nicht größer sein. Meine Vorstellungen haben sich jedenfalls erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger für den Augenblick!
Der Abriss der alten Mittelbrücke in Wyk auf Föhr ist vollzogen.
Der Neubau im Blickfeld 2024/2025 gelungen !
Das Verfahren wurde unter https://www.wyk.de/projekte/mittelbruecke transparent dokumentiert. Im Vorfeld der Entscheidungen durch die Stadt Wyk hat es heftige Diskurse gegeben. Erinnerungen an Erlebnisse aus der Kindheit waren ebenso Beweggründe dagegen zu reden, wie die generelle Ablehnung von Veränderungen. Auch Länge und Höhe der Brücke sowie die Größe der Plattform spielten eine Rolle. Von "unsinnig, völlig überflüssig bis monströs" wurde/wird argumentiert. Ein normales demokratisches Verfahren hätte einen Dialog mit allen Beteiligten bereits 2010 mit dem Grundsatzbeschluss initiieren sollen. Als zugezogener Neuföhrer kann und will mich nicht in die Diskussion einmischen, da sie äußerst emotional und zum Teil unsachlich geführt wurde.
Als Künstler bin ich allerdings Beobachter mit einer anderen, kreativen Brille und mache mit meinen Arbeiten Ideen und Visionen ästhetisch sichtbar - auf die Vergangenheit und auf die Zukunft bezogen. Bei meinen Reisen durch die Welt bin ich immer wieder mit kreativen Lösungen maritimer Brückenarchitektur konfrontiert und erfreut worden. Ich hoffte auf ähnlich kreative „skandinavische“ Lösungsansätze für die Mittelbrücke, die wie in der Kunst polarisieren und Widersprüche auslösen werden. Der konstruktive Dialog und die individuelle Nutzung ist mit der feierlichen Eröffnung , an der ich teilnehmen durfte, damit eröffnet. Und das ist gut so!
https://wirinsulaner.de/?p=1030
Wer genau hinschaut, wird trotz Intervention und Abstraktion die alte Mittelbrücke 2015 wieder erkennen!
Abstrakte Brückendekonstruktion mit der alten Mittelbrücke.
Gefährliche Lichtexperimente im Winter 2020 auf morschen, nassen und lockeren Bohlen in der Dunkelheit ein kleines kreatives Abenteuer!
Erste Versuche mit Brückenmotiven für Mousepads 2003 !