SPARGEL 2024

 

 

Es ist wieder soweit. Die Spargelsaison beginnt! Und das ist Grund für kreative und kulinarische Freude - auch auf dem Volkertshof in Nieblum, wo Spargel und Kunst sich bis ca. 24.06.2024 vereinen !

 

 

"Spargel in der Kunst - ein gustatorischer Augenschmaus"

 

von Andreas Petzold

 

Die Reise des Spargels beginnt laut Aufzeichnungen in Pompeji, wo bereits 10 v. Chr. ein Spargelbündel die Motivvielfalt in einem Wandgemälde bereicherte. Das Mittelalter definierte sich zu einem Teil über Kräuterbücher, wo auch Spargel in fein detaillierten Miniaturen und Drucken sich immer häufiger in botanischen Schriften, Pflanzenbüchern und -katalogen öffentlich zeigte. Das Stillleben, ein Hauptthema der Malerei des 17. Jahrhunderts, stellte intensiv Früchte und Gemüse in geordneter Weise nebeneinander aufgereiht dar und vermittelte einen Eindruck von den damaligen Leistungen der Landwirtschaft. Das Spargelbündel war offensichtlich das Standardgenre der Künstler jener Zeit, obwohl der Genuss von Spargel zu dieser Zeit noch nicht alltäglich gewesen sein dürfte. Ein Höhepunkt in der Spargel-Darstellung sind sicher die Gemälde des Niederländers Adriaen Coorte. Dass wohl berühmteste Spargelbild des Impressionismus stammt von dem französischen Maler Edouard Manet. Mit der Verwendung des Spargelmotivs in all diesen Epochen und Bildnissen wird über das Verständnis und die Bedeutung des Spargels öffentlich erzählt. Die Wertschätzung des Spargel lässt sich deshalb auch weit zurückverfolgen. Viele Künstler und Schriftsteller wurden und werden noch heute von dem länglichen Gemüse inspiriert. Goethe, z.B., der von Frau von Stein regelmäßig mit Spargel versorgt wurde. Als Feinschmecker bevorzugte er Spargel mit Zitronensauce. Die sämig eingekochte Sauce, ein Vorläufer der Sauce Hollandaise, bestand aus Butter, Mehl, Eigelb, Fleischbrühe und Zitronensaft.

 

Oder Wilhelm Busch, der in der „Frommen Helene“ von 1872 schreibt: „Denn Spargel, Schinken, Kotteletts / sind doch mitunter auch was Netts.“ Alexandre Dumas, gefeierter Romanciers und Gastrosoph des 19. Jahrhunderts, bekannt durch die Romane „Der Graf von Monte Christo“ und „Die drei Musketiere“ war auch ein Kenner und Liebhaber des edlen Gemüses. 1872 schrieb er ein „Wörterbuch der Kochkünste“, in dem auch dem Spargel ein Kapitel gewidmet ist. Der Franzose wusste grünen, violetten und weißen Spargel gleichermaßen zu schätzen, spottete aber über die Vorliebe der Italiener für wilden Spargel: „In Italien, wo ein eher seltsamer als feiner Geschmack herrscht, isst man am liebsten wilden Spargel. Die fleischfressenden Tiere, Katzen, Hunde lieben dieses Gemüse sehr.“

 

Die  Malerei des 20. Jahrhundert brachte neue Formen und Motive in Umlauf. 1957 erschien eine Mappe mit Illustrationen verschiedener Künstler zu Bertold Brechts „Dreigroschenoper“. Paul A. Weber steuerte eine Lithographie zu der Textstelle bei, in der sich Mackie Messer in der Todeszelle Spargel als Henkersmahlzeit wünscht. Auch von Andy Warhol, dem wichtigsten Repräsentanten der Pop-Art, gibt es ein „Spargel-Dokument“. In dem 1959 herausgebrachten Fantasie-Kochbuch „Wild Raspberries“ kreiert er den „Salade de alf Landon“, der aus Hummer, Kapern, Eiern und Spargel besteht und dem amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Alfred Landon gewidmet war.

 

Viele Bilder bekannter und unbekannter Künstler, darunter großformatige, graphische Spargelfelder und erotische (Spargel-)Visionen, sind durch das genussvolle Gemüse angeregt worden. Welches Gemüse kann das sonst von sich behaupten? Und kaum ein anderes Gemüse lässt seine Liebhaber so sehr ins Schwelgen geraten wie Spargel. Für sie ist Spargel das "königliche Gemüse", "Elfenbein zum Essen" oder einfach "weißes Gold". Und da ist dann bei der Zubereitungsart der Geschmack gefragt, wie bei der Kunst! Und der ist vielfältig, wie der Mensch selbst! Und das ist gut so!

 

 

Druckversion | Sitemap
© Andreas Petzold #KUNSTEINS 2024